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SAMSTAG, 5. SEPTEMBER 1970

FRUMPY
(Inga Rumpf - voc / Carsten Bohn - dr / Karl-Heinz Schott - bass / Jean Jaques Kravetz - keys)
AARDVARK
(Stan Aldous - bass / Frank Clark - dr / Steve Milliner - keys / Dave Skillin - voc)
GINGER BAKERS AIRFORCE
(Ginger Baker- dr / Denny Laine - git /Graham Bond - voc, keys / Steve Gregory & Bud Beadle - sax /Colin Gibson - bass /
Neemoi Acquaye - perc / Catherine James, Aliki Ashman & Diane Stewart - voc)
FAT MATRESS
(Neil Landon -voc / Jim Leverton - bass/ Eric Dillon - dr / Steve Hammond - git / Mick Weaver - organ)
KEEF HARTLEY BAND

THE FACES
(Ron Wood - git / Rod Stewart - voc / Ronnie Lane - bass / Ian McLagan - keys / Kenny Jones - dr)

PETER BRÖTZMANN
(Peter Brötzmann - sax / Fred van Hove / Han Bennink - dr)
MUNGO JERRY
(Ray Dorset - voc, git /Colin Earl - keys / Paul King - bj / Mike Cole - bass)
CANNED HEAT
(Bob Hite - voc / Harvey Mandel - git / Antonio de la Barreda (aka: Tony Olav) - bass / Adolfo (Fito) De La Parra - dr)
SLY & THE FAMILY STONE
(Sly Stone - keys, voc / Freddie Stewart - git / Larry Graham - bass / Greg Errico - dr / Jerry Martini - sax /
Cynthia Robinson - tr / Rosie Stone
- voc, keys)
CLUSTER (announced as "JERRY & KLUSTER MUSIK")
(Hans Joachim Roedelius - key / Dieter Moebius - key / Arndt Sebastian - flute

(click on the pictures to enlarge...)

Auch am Samstag war es kalt und stürmisch, aber wenigstens hatte der Regen zeitweise aufgehört. Gegen mittag betraten FRUMPY mit Inga Rumpf die Bühne. Die Band war noch ganz am Anfang, gerade war ihr Debut Album
erschienen. Inga Rumpf:
"Wir waren damals ja noch ein unbeschriebens Blatt...auf dem Plakat standen wir ganz klein und ganz unten".

Das Konzert war durchaus erfolgreich. Inga Rumpf erinnerte sich später, wie sie bei der Abreise aus Fehmarn (sie hatten am gleichen Abend noch ein Konzert) aus der Rückscheibe des Wagens schaute und sah wie sich die nächsten Regenstürme über das Areal ergossen:
"Die Bands, die nach uns spielen sollten, taten uns echt leid."

kurzer Ausschnitt vom FRUMPY- Konzert (mp3)
Inga Rumpf und Frumpy
 

view of stage Saturday afternoon
on the beach

Nach Frumpy spielte höchstwahrscheinlich die britische Progressive-Rockband AARDVARK.

Nach einer endlos wirkenden Umbaupause und 4(!) Ansagen später, betraten schließlich die Mitglieder der legendären GINGER BAKERS AIRFORCE die Bühne. Ursprünglich für Freitag geplant, aber wegen des starken Regens auf Samstag verschoben wurde ihr Konzert eines der Highlights dieses zweiten Tages. Das Line-Up dieser, zu Unrecht, oft völlig übersehenen "Supergroup" hatte sich gegen Ende des Jahres 1970 stark von der Urformation entfernt. Steve Winwood, Rick Grech und Chris Wood hatten die Gruppe im Frühjahr 1970 verlassen, Graham Bond hatte vom Saxophon zu Hammondorgel und Gesang gewechselt. Saxophon spielten nun die neuen Mitglieder Steve Gregory und Bud Beadle, am Bass war Colin Gibson. Neemoi Acquaye bediente die afrikanischen Percussions, und Catherine James, Aliki Ashman sowie Diane Stewart sangen. Leider wurde der Fehmarn Auftritt eines der letzten Konzerte dieser Band. Nach ihrer vergleichsweise erfolgslosen Herbst-Tour 1970 zerfiel die Gruppe und löste sich schließlich auf.

Alexis Korner
Ginger Baker´s Airforce
Ginger Baker´s Airforce

Die nächste Gruppe kam FAT MATRESS, eine Band die nicht zuletzt deshalb bekannt war, weil der ex- Jimi Hendrix Bassist Noel Redding mitwirkte. Allerdings, so erinnert sich der Sänger Neil Landon, war Noel auf Fehmarn nicht dabei: "Auf Fehmarn haben wir auf alle Fälle ohne Noel gespielt, denn Noel hatte kurz zuvor bei einer Amerka Tournee die Band verlassen.....oh, das Wetter war schlecht. Und deshalb waren wir auch nicht auf dem Festivalgelände, um anderen Bands zuzuhören. Keiner hatte Bock bei diesem Wetter zu spielen und alle Musiker haben im Hotel zusammengehockt...Wir spielten am Samstag nach Ginger Baker´s Airforce. Alles war so hektisch und unorganisiert und das Wetter drückte natürlich auf die Stimmung. Die Leute hockten unter ihren Plastikplanen, da konnte keine Begeisterung entstehen. Ich hatte beim Singen den Eindruck, daß mir die Worte vom Winde nach hinten weggepustet werden. Ich war ganz unsicher ob überhaupt was beim Publikum ankommt von dem, was ich da mache."

Als nächstes spielten die KEEF HARTLEY BAND und danach die FACES mit Rod Stewart und Ron Wood.

Am Samstag nachmittag bekamen die Veranstalter auch allmählich einen Überblick über ihre finanzielle Situation. Die war verheerend. Das Geld reichte vorne und hinten nicht, und es wurde entschieden, TEN YEARS AFTER und PROCOL HARUM sowie einige weiter Gruppen nicht auftreten zu lassen, um das Geld zu "sparen". Obwohl sie schon einen Vorschuß von 200.000 Mark erhalten hatten, fragten die Veranstalter in ihrer Not bei Beate Uhse an, ob sie über das noch nicht transferierte Geld der Sex-Shop Vorverkäufe verfügen könnten. Glücklicherweise stimmte Beate Uhse zu. Alexis Korner hatte mal wieder die unangenehme Aufgabe das Publikum auf die bevorstehenden Ausfälle vorzubereiten. Die Zuschauer protestierten natürlich, und Rufe nach Jimi Hendrix wurden laut. Hendrix war bis jetzt noch für Samstag abend 22:00 Uhr angekündigt.

das "OZ" (Organisationszentrum)


Der Freejazz Saxophonist PETER BRÖTZMANN und sein Ensemble (u.a. Han Bennink) spielten als nächstes, aber die Musikrichtung Freejazz traf nicht gerade den Nerv der Rockfans. Außerdem hatte es wieder angefangen zu regnen...

Etwa zur gleichen Zeit, traf Jimi Hendrix, mit dem Zug aus Hamburg kommend, auf der Ostseeinsel Fehmarn ein. Er wollte sofort zum Festivalgelände, und das Konzert spielen, aber die Wetterbedingungen waren zu schlecht. Gerry Stickels, Jimi´s Roadmanager, inspizierte das Gelände per Helikopter, gerade als sich ein weiterer Wolkenbruch über das Gelände ergoß. Er verlangte, daß die Zelte verschwinden müßten, da Jimi Hendrix "nicht auf einem Campingplatz spiele". Tatsächlich erfolgte kurz danach eine dementsprechende Ansage von der Bühne, und eine Vielzahl der Zelte vor der Bühne verschwand.

last train a coming
Bahnhof Puttgarden
am Bahnhof

 

Während Gerry Stickels entschied, daß die Bedingungen (kein funktionierender Transfer vom Hotel zum Festival / Risiko von Stromschlägen auf der Bühne) zu schlecht waren um Hendrix auftreten zu lassen, versuchten die Veranstalter fieberhaft ihn umzustimmen. Sie fragten wieder nach dem Helikopter, aber mittlerweile hatte auch Jimi im Hotel Dania entschieden, daß der Auftritt heute nicht stattfindet würde.
Samstag abend im Hotel Dania
 


Der Auftritt wurde auf Sonntag mittag verschoben. Um Ausschreitungen zu vermeiden, wurde diese Information dem Publikum zunächst vorenthalten.

Als nächste Band traten MUNGO JERRY auf, mit ihrem Bandleader Ray Dorsett. Die Gruppe war auf dem Höhepunkt ihrer Popularität, nachdem ihr Hit "In The Summertime" kurz zuvor in die Charts geschossen war. Das Publikum liebte die Band, und dieses Konzert blieb vielen als eines der besten in Erinnerung.

Mit CANNED HEAT folgte dann ein weiter Höhepunkt des Festivals. Ungeachtet des schlechten Wetters (ein Roadie mußte die Beckenständer des Drummers festhalten, damit sie nicht vom Sturm weggeweht wurden) spielten Canned Heat über 2 Stunden.

Ihr Gittarist war gerade 3 Tage zuvor gestorben, und die Band war noch in einem Schockzustand. Sie spielten viele langsame Bluesnummern, doch das Publikum liebte sie. Sie mußten mehrere Zugaben geben.

Der letzte Höhepunkt des Samstagabends waren die legendären SLY & THE FAMILY STONE. Ihr groovender Funkrock kam sehr gut beim durchgefrorenen Publikum an. Nach dem Konzert waren die Zuschauer müde und erschöpft, jedoch glücklich und auch die Nachricht, daß Jimi Hendrix erst am folgenden Tag spiele, sorgte nicht mehr für größere Beschwerden.

 

 

Nach dem Sly & Family Stone Konzert kam die Gruppe CLUSTER auf die Bühne, und spielten bis in den Morgen hinein ihre elektronische Musik.
Hans-Joachim Roedelius erinnert sich:
" Wir waren die letzten die am Samstag abend gespielt haben und waren auch die ersten am Sonntag früh...wir haben nachts gespielt, mehrere Stunden lang und haben die Leute in den Schlaf gewiegt mit unserer Musik.Das Spielen war sehr schön, in den Morgen hinein, auch mit dem Wind und den Wellen, das war sehr schön, und ich glaube den Leuten hat´s auch gefallen, wir haben möglichst leise gespielt, damit sie auch schlafen konnten."